Montag, 1. März 2010

Die Kraft der Orte - Feng Shui und Geomantie


Meinungs- und Freizeitforscher sind sich einig: Wellnessgäste möchten sich körperlich und seelisch entspannen, Kraft tanken und sich verwöhnen lassen. Doch das kann der Urlauber nur dann, wenn er sich wohlfühlt.

Es ist eine der Grundaufgaben des Hoteliers, diesen Ansprüchen des immer erfahreneren Reisenden gerecht zu werden. Es erfordert ständiges Verbessern der Qualität, vom Personal, über Küche, Service und Housekeeping bis hin zur Behandlung im Spa. Alles sollte danach ausgerichtet sein, dem Gast dieses Wohlfühl-Erlebnis zu ermöglichen. Dieses wird von sichtbaren wie unsichtbaren Faktoren beeinflusst.

Soft bringt Energie

Zu den als Hardware bezeichneten, bewusst sichtbaren und beeinflussbaren Faktoren gehören hochwertige Möbel, Dekorationen und Inventar. Dazu kommt die sogenannte Software wie Persönlichkeit des Personals, hohe Angebotsqualität, harmonische Auswahl von Farbe, Musik und Raumduft. Hinzu kommen die unsichtbaren, schwer erfassbaren Faktoren wie Raumatmosphäre und -energie sowie Stimmung.

„Die Kenntnis der energetischen Schwingungen des Ortes und des Raumes an sich sind in unserem Kulturkreis weitestgehend in Vergessenheit geraten. Sie werden viel zu wenig unterstützend genutzt, damit der Gast sich wohlfühlt und sich dadurch die allgemeinen Erfolgschancen erhöhen“, sagt Bernd Traber, Experte für Geomantie und Baubiologie aus Tettnang am Bodensee. Mit Hilfe von Geomantie lassen sich diese Strukturen aufdecken. Idealerweise bereits vor Baubeginn. In Asien lassen sich Bauherren und Architekten die positiven beziehungsweise negativen Energien eines Ortes bestimmen, bevor sie überhaupt mit den Planungen beginnen.

Doch wie wirken diese Energien? „Die energetischen Schwingungen beginnen bereits, wenn der Kunde das Haus betritt“, erläutert Traber. In der Praxis sieht das so aus: Nach einem freundlichen Empfang bezieht der Gast sein Zimmer und das Wohlfühlen kann beginnen. „Er nimmt den Raum wahr, und sein Unterbewusstsein fährt die feinen Antennen aus und erspürt dadurch sehr schnell die Raumqualität. Es signalisiert sofort, ob wir uns in einem Ort wohlfühlen oder nicht“, so der Experte. Nur sein Bewusstsein hindere den Gast bisweilen daran, die feinen Signale zuzulassen. Spätestens nach der ersten Nacht, mit einem mehr oder weniger tiefen erholsamen Schlaf, melde sich die bewusste Wahrnehmung. Im Idealfall ist der Gast erholt erwacht, ausgeruht und damit zufrieden. Er genießt gut gelaunt, da erfrischt, die Wellnessabteilung und wandelt dort von einer Entspannungs-Erfahrung zur nächsten. „Mit diesem Übermaß an Erholung und Energie kann der Urlauber zu einem genussvollen Wiederholungstäter werden“, weiß Bernd Traber aus der Erfahrung mit seinem ersten Hotelkunden: Hotel Zur Bleiche Resort & Spa in Burg im Spreewald.

„Um dieses Sich-Wohlfühlen zu erreichen, sollten alle zur Verfügung stehenden Werkzeuge maximal genutzt werden. Neben den bekannten sichtbaren eben auch die unsichtbaren, energetischen und weitestgehend unbekannten Hilfsmittel“, erläutert Traber. Er nennt drei wichtige Komponenten: Geomantie, die Energie des Ortes, Baubiologie als technische Hygiene und Feng Shui, die Lehre der Raumatmosphäre.

Und das funktioniert so: Zu Beginn der Arbeit erfasst ein Experte für Geomantie durch klassisches Rutengehen separat einzelne Störfelder wie Wasseradern und Anomalien im Erdmagnetismus durch tektonische Unregelmäßigkeiten. Dadurch kann der Rutengeher den gesundheitsschädlichen, dem sogenannten geopathischen Einfluss ausweichen oder diesen zumindest reduzieren, so die Experten. Diese Störfelder können beispielsweise das Immunsystem erschöpfen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Gereiztheit verursachen. Im Spa bedeutet das: Der Gast kann keine echte Tiefenentspannung und somit auch kein nachhaltiges Erholungserlebnis erfahren. Aber anhand der Untersuchungsergebnisse lassen sich die Räume so planen, dass sie ihre jeweilige Funktion ohne negativen Einfluss erfüllen können.

Ein Geomant kann so dem Architekten aufzeigen, dass er den wichtigsten Raum, die Spa-Rezeption, nicht auf dem energetisch kritischsten Punkt plant. Denn dort wird direkt Umsatz generiert. Liegt beispielsweise diese Rezeption über einer Kreuzung von Wasseradern, so wird der Kunde unruhig, versucht diesem Einfluss zu entfliehen und geht. Die Chance auf eine erfolgreiche Buchung ist reduziert.

Die negativen Schwingungen wirken sich auch auf die Mitarbeiter aus: Sie erkranken zunehmend, und die Fluktuation steigt. Das kostet den Unternehmer Zeit, Geld und Erfolg. In einem energetisch positiven Behandlungszimmer hingegen kann sich der Gast entspannen, der Mitarbeiter bekommt Komplimente, das Trinkgeld fließt. Der Kunde ist zufrieden, lässt sich im Gespräch zu einem Produktkauf anleiten und kommt wieder. Das berichtet Bernd Traber aus der Praxis.

Der beste Zeitpunkt für die Erstellung eines geomantischen Profils liegt in der Planungsphase, also weit vor Baubeginn. Geomanten können jedoch auch beim bestehenden Bauwerk mit verschiedensten Maßnahmen eine gesunde Atmosphäre geschaffen. Für diesen Weg haben sich das Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe in Zweiflingen-Friedrichsruhe und das Relais & Châteaux Hotel Villa Hammerschmiede im Pfinztal entschieden. Angeregt durch einen Vortrag während eines Spa-Management-Seminars beauftragte die Hammerschmiede-Gastgeberin Annette Schwalbe den Architekten, die Baupläne für den Anbau des Wellnessbereiches nach einem geomantischen Profil zu erstellen.

„Wir haben den Ruhe- und Meditationsraum über positiv wirkenden Energiequellen geplant, um die Kraft des Ortes für die Entspannung zu nutzen“, erläutert die Geschäftsführerin der Villa Hammerschmiede. In der neuen Spa-Broschüre möchte sie das mit dem Zusatz „geomantisch geprüft“ kommunizieren. „Wir möchten den Gästen mitteilen, dass wir das Spa nicht nur auf dem Papier optimal geplant haben. Sie sollen spüren, dass sie auch nach einem Wochenend-Aufenthalt ein nachhaltiges Erholungserlebnis mit nach Hause nehmen“, sagt Annette Schwalbe.

Der Einsatz von baubiologischen Erkenntnissen ist ein weiterer Schritt, damit der Gast sich wohlfühlt. Die Experten berücksichtigen bei der Auswahl der Baustoffe und Ausstattungsmaterialien die Kriterien der Baubiologie. Dazu zählen lösungsmittelfreie Kleber und Farben, antistatische Textilien und abgeschirmte Elektrokabel, Netzfreischalter und strahlungsarme Elektrogeräte.

Die dritte erfolgssteigernde Komponente ist die Harmonielehre des Feng Shui. Die Gestaltung des Raumes ist die einzig sichtbare Komponente. Doch auch mit diesem Faktor wird der Gast unbewusst beeinflusst. Die Möblierung, die Wahl der Farben und Muster, die Beschaffenheit der Oberflächen und vieles mehr wird bereits zunehmend von Innenarchitekten nach den Regeln des Feng Shui eingesetzt
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„Insbesondere im Spa haben wir das Bedürfnis nach Harmonie, die Seele baumeln lassen, nach Ruhe, kurz nach ,selfness. Dies kann ich beispielsweise durch absolute Pureness gestalterisch unterstützen“, sagt die Münchner Innenarchitektin Niki Szilagyi. „Wichtig ist, dass der Raum ein Rückgrat hat und die Proportionen den Grundgedanken widerspiegeln. Deshalb versuche ich optisch beispielsweise mit Hilfe von Kerzenleuchtern den Raum in entsprechende Bahnen zu lenken.“

Aber auch die tiefenpsychologischen Bedürfnisse des spärlich bekleideten Wellnessgastes erfordern einen sehr viel höheren Schutz. Dies wird in der Raumgestaltung und der Raumdimensionierung nach den Regeln des Feng Shui besonders berücksichtigt. Denn wenn der Raum zu groß ist, fühlt sich der Mensch unsicher. Stimmt aber die Raumgröße in den Proportionen, fühlt sich der Mensch geschützt. Daher ist es wichtig, Geborgenheit in der Wellnesslandschaft zu vermitteln – so wie es in fernöstlichen Spas praktiziert wird. Designer in Asien achten auf Symmetrien und Balancen, verwenden natürliche, unaufdringliche Materialien und bewusst eingesetzte Eyecatcher wie Kerzen und Pflanzen.

Nur wenn alle Faktoren berücksichtigt werden, wird sich der Gast wohlfühlen und zufrieden sein. „Knackpunkt ist dabei immer das schwächste Glied in der Kette. Es sollte daher das Ziel sein, keine Möglichkeit auszulassen, um diese drei Komponenten zum Wohle des Gastes zu berücksichtigen und zu nutzen“, rät Bernd Traber. „Denn durch die positiven energetischen Schwingungen maximieren sich die Erfolgschancen in Wellnessräumen, ebenso wie in Hotelzimmern.“

Erschienen in der Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung, Ausgabe 2008/43, Seite 10 -Autorin Elke Bire - AHGZ Mitarbeiterin