Dienstag, 9. März 2010

Oasen einer individuellen Auszeit

Das Zimmer muss den Gästen gefallen, nicht primär dem Architekten.“ Mit dieser Aussage trifft Matthias Windolf, Leiter der Neubert Objekteinrichtung, den Kern eines zeitgemäßen Hoteldesigns.

Windolf plädiert für geradlinige Formen, die kombiniert mit weichen Rundungen für eine moderne Innenarchitektur mit ausgeprägtem Wohlfühlgedanken stehen: „Nüchternes, kaltes Design ist völlig out. Die Gäste haben es schlichtweg nicht angenommen. In sind durchgehende Farbkonzepte, die im Zusammenspiel mit warmem Licht, indirekter Beleuchtung, Wänden mit Farbspiel und ausgefallenen Details für Komfort und Atmosphäre sorgen.“

Wer sich für eine Hotelausstattung nach den Prinzipien des Feng Shui entscheidet, erzielt zusätzliche Wellness-Effekte, da alle Elemente exakt auf ein harmonisches Körpergefühl zielen. Mit dieser Prämisse etabliert sich der Trend weiter, Bade- und Hotelzimmer als Ganzes zu sehen. Sie sind nicht mehr zwangsläufig fest abgetrennt.

Dabei ist alles möglich: ins Zimmer integrierte Badewannen, fließende Übergänge, transparente Wände. Vorsicht ist nur bei Stilbrüchen geboten. Wer meint, beim Thema Hotelbäder schon alles zu kennen, wurde spätestens während der zurückliegenden Frühjahrsmessen eines Besseren belehrt. Im Angebot der Aussteller: formschöne Keramik, weiterentwickelte Technik, höchste Belastbarkeit, ausgereifte Funktionalität, mehr Auswahl. Dazu innovative Lösungen, um Platz zu sparen und um den Verbrauch an Wasser und Energie zu senken.

Neues aus der Sauna

Wellness im Hotel boomt nach wie vor. Simone Schöllhammer, Marketingleiterin von Sauna- und Spa-Spezialist Klafs: „Gäste rechnen heute ganz selbstverständlich mit der Möglichkeit, im Hotel Sauna, Dampfbad und Spa-Treatments zu genießen.“ Eine Herausforderung für Hoteliers, sich über ihr Sauna- und Spa-Angebot zu profilieren.

Die Möglichkeiten der Gestaltung sind geradezu unendlich. Ein aktueller Trend zeigt sich in großzügigen Glasflächen, die dem Saunagast freie Ausblicke nach draußen ermöglichen: Diese transparente Saunagestaltung, wie sie Klafs beispielsweise im Strandhotel Georgshöhe auf Norderney umsetzen konnte, bezieht die Umgebung mit ein. Sie vermittelt dem Gast beim Anblick der Natur – Himmel, Wasserflächen oder Wattlandschaft – zusätzliche Entspannungsmomente. Dabei setzen sich in der Saunagestaltung derzeit klare Linien und schnörkellose Formen durch, die die mentale Dimension der Entspannung betonen.

Um auf die heutigen Bedürfnisse der Gäste einzugehen und ihre Zielgruppe gegebenenfalls zu erweitern, bieten inzwischen selbst Häuser der 3- bis 4-Sterne-Kategorie ein persönliches Wellness-Refugium an: Entweder als individuell buchbares Private-Spa oder als separate Wellness-Oase direkt in der Hotelsuite. The Dolder Grand Hotel in Zürich hat sich für diese persönlichste Form des Private-Spa-Angebots von Klafs entschieden. Die Gäste dürfen auf die Eröffnung im Frühjahr 2008 gespannt sein. Simone Schöllhammer: „Wir betonen mit einer exklusiven Gestaltung den persönlichen Charakter einer Spa-Suite im Hotel, die alle Formen entspannender Treatments erlaubt.“

Während jeder Hotelier neben den Investitionskosten auch die Ausgaben für Energie und Wasser im Fokus haben und kalkulieren muss, spielen für den Gast in erster Linie Emotionen zwischen höchstem Wohlgefühl oder ablehnender Distanz eine Rolle.

Der Armaturenhersteller Grohe setzt deshalb nicht nur auf Funktionalität, sondern auch auf optische Wirkung und ein einfaches Handling durch die weitergehende Digitalisierung im Bad. Ausgestattet mit den neuesten Features und Funktionen digitaler Technologie lassen sich beispielsweise an den Waschtischen Temperatur und Durchflussmenge über ein innovatives, elektronisches Bedienelement regeln. Als effektive Mittel zur Kostenreduzierung dienen individuell voreinstellbare Nutzerprogramme, mit denen Temperatur, Wassermenge und die Dauer des Wasserlaufs inklusive möglicher Pausen per Fingertipp abgerufen und eingestellt werden können.

Als Platzsparer, Problemlöser und Kostensenker sieht die Laufen Bathrooms AG ihre Badezimmer-Lösungen. Formschöne Keramik, weiterentwickelte Technik, höchste Qualität und noch mehr Auswahl verspricht der Schweizer Badspezialist. Erst jüngst erweiterte Laufen sein Programm um zwei kleine Waschtische, die – wie der Rest des Sets – unterbaufähig sind. Deren Design lebt vom Kontrast zwischen Linien, Winkeln, glatten Oberflächen und asymmetrisch gerundetem Becken, so dass viel Ablagefläche für Badutensilien bleibt – insbesondere bei Damen sehr beliebt. Es gibt sie nicht nur in verschiedenen Farben, sondern auch mit einer schmutzabweisenden, reinigungsfreundlichen Oberflächenveredelung.

Um trotz beengter Raumsituationen ein Maximum an Platz und Bewegungsfreiheit zu erhalten, sind die „Mini-Größen“ auch an anderer Stelle gefragt und inzwischen bei mehreren Herstellern im Programm: So bewähren sich Handwaschbecken, Badewannen, Bidets oder Toiletten in verkürzter Größe vor allem in kleinen Räumen und zusätzlichen Gästebädern.

Design in seiner schönsten Form

Die folgenden Best-Practice-Beispiele geben einen Überblick über die neuesten Trends bei der Hotel- und Badezimmergestaltung.

Das zweite Zuhause: Im Lindner Hotel & Residence Main Plaza in Frankfurt hat die Innenarchitektin Cornelia Markus-Diedenhofen die Räume der oberen drei von insgesamt 18 Etagen nach jahrelangem Leerstand in 40 hochwertige Apartments umgestaltet. Weitere Zimmer des Hotels wurden zu Luxussuiten umgebaut.

In allen neuen Räumen hat die Expertin harmonische Naturtöne mit den typischen Farben des Art-Deco-Stils kombiniert. Technik und Formengebung, Farbzusammenspiel und Funktionalität bilden eine Einheit. „Statt verbannt in einer fremden Metropole soll sich der Gast verwöhnt fühlen und einen Abend in der Suite genießen können, ohne dass es ihn ungewollt in die Stadt treibt“, fasst Cornelia Markus-Diedenhofen ihre Intention zusammen.

Innovatives Zimmerkonzept: Im 4-Sterne-Thermen-, Spa- & Golfhotel Larimar in Stegersbach im Südburgenland kann jeder Gast Wunschzimmer anhand der Vorliebe für eines der vier Elemente Erde, Feuer, Wasser, Luft wählen. Er logiert dann in einem Zimmer, in dem entweder Braun-, Rot-, Blau- oder Pastelltöne dominieren.

„Unsere Larimar-Philosophie fußt auf dem Ansatz, dass die Ursachen vieler gesundheitlicher Beeinträchtigungen in unserem Lebensstil sowie in unseren Denk- und Verhaltensweisen liegen. Deshalb bieten wir unseren Gästen die Möglichkeit, mit modernen und innovativen Methoden, Coachings und Behandlungen genau dort anzusetzen“, erläutert Johann Haberl, Bauherr und Betreiber des Hotels Larimar.

Neues Outfit für die Suiten: In den umgestalteten Suiten des Frankfurt Marriott Hotels stehen den Gästen seit Ende März 2007 nunmehr 23 renovierte Zimmer im 26. bis 44. Stock offen. Das Design für dieses Projekt erstellte Antonio del Moral, der mexikanische Innenarchitekt von Marriott International. Sales- und Marketingdirektorin Stefanie Schmidt: „Das innenarchitektonische Leitbild wird besonders durch den Einsatz von dunklen Mahagoni-Hölzern sowie von hellen Farben für Sofas, Vorhänge und Bettschals geprägt und erzeugt somit die gewünschte Wohlfühlatmosphäre.“

Weitere Blickfänge sind Schreibtische mit Schwenkplatten (eingelegt mit schwarzer Glasplatte und Massivrahmung), Minibarschränke mit Kaffeestationen sowie Headboards, die mit Extra-Leselampen versehen sind. Dazu kommen neue 42-Zoll-Flatscreens von Philips, Deckenstrahler von Oligo sowie ansprechende Vorhänge der Firma Baumann Dekor.

Klassizismus trifft Moderne

Im Kölner Excelsior Hotel Ernst werden unter Federführung des Aschberger Unternehmens Tombusch & Brumann 35 Zimmer und Suiten modernisiert. Das denkmalgeschützte Gebäude erfordert eine hohe Sensibilität im Umgang mit der Bausubstanz und mit der Tradition des Hauses sowie ein ausgeprägtes Gespür und Einfühlungsvermögen für die Gestaltung des gediegenen Interieurs: Jedes einzelne Zimmer ist ein Solitär, bestückt mit ausgewähltem Mobiliar, das seine Wurzeln im Klassizismus hat.

Um aber den heutigen Ansprüchen hinsichtlich Komfort und Technik gerecht zu werden, wurden moderne Funktionen und Elemente – für den Gast auf den ersten Blick unsichtbar – eingesetzt. Es findet sich beispielsweise eine indirekte LED-Beleuchtung in den Decken wieder. Schalter und Anschlüsse beispielsweise für einen I-Pod sind unsichtbar hinter einem Paneel angebracht. Materialien in den Zimmern und teilweise auch in den Bädern sind Naturstein und gebeizte europäische Kirsche.

Das Bad erscheint dem Gast als Naturstein-Erlebnis. Die marmorierten Steinplatten sind in cremefarbene Steinrahmen gefasst und dienen der Wand- sowie der Bodengestaltung. Die Farbwelt in den Zimmern ist in einem hellen Türkis gehalten, gepaart mit goldgelben Akzenten. „Es war uns ein Anliegen, die Tradition des Hauses harmonisch mit modernen Funktionen zu verbinden, um somit für den Gast eine angenehme Atmosphäre mit dem größtmöglichen Komfort zu erreichen“, so Christian Olufemi, Leiter Innenarchitektur bei Tombusch & Brumann.

Top-Design für die Tower-Zimmer: Im Steigenberger Frankfurt Airport läuft derzeit die Renovierung der Tower-Zimmer. General Manager Alfred Küpper: „Die Executive-Zimmer, -Suiten und die Präsidentensuite erhalten eine hochwertige Designer-Ausstattung. Dazu kommen Wasserkocher, Espressomaschine, Klimaanlage, Safe mit Laptopfach, Minibar, eine hochwertige Badezimmerausstattung mit Erlebnisdusche, Betten mit sehr hohem Schlafkomfort, Flatscreen 32 Zoll, LAN/W-Lan sowie internationale Steckdosen.“ Die Suiten ergänzen separate Wohnzimmer und eine Gästetoilette. Insgesamt sind im Executivebereich 56 Einzel-, 38 Doppelzimmer sowie zehn Suiten geplant.

Mainhattan im Hotel: „Ein Hotelzimmer wie die Stadt Frankfurt – weltoffen, dynamisch und doch voller individueller Geborgenheit“, so beschreiben Corinna Kretschmar und Peter Joehnk, die Hamburger Innenarchitekten von Joi Design, ihre Intention für die Modernisierung der Mercure Hotel & Residenz Frankfurt Messe.

Die Architektur ist Struktur und Textur. Die Materialien sind Stein, Beton, Glas, Stahl. Peter Joehnk: „In den Zimmern haben wir eine sensible Übersetzung des Themas, das ‚Mainhattan‘ spürbar werden lässt, ohne den Gast mit einer Holzhammer-Thematisierung in seinem ganz privaten Bereich zu nerven.“

Subtile Strukturen und Texturen in Verbindung mit der Architektur vermitteln urbanes Ambiente und haben einen spürbaren und dennoch indirekten Bezug zur gebauten Umgebung des Hotels. Der „Coolness“ der Großstadt wird ein deutlicher Farbakzent in Orange gegenübergestellt. Das sorgt einerseits für Behaglichkeit und Wärme, kann andererseits aber auch als Farbigkeit von Neonreklame und Diskolicht in der Stadt gedeutet werden. Verstärkt wird dieser Effekt durch farbiges Licht, welches das Highlight – die gebogene Wand – akzentuiert.

Die Formen sind amorph, organisch, dynamisch und werden dennoch durch die architektonische Strenge des Gesamtkonzeptes zusammengehalten. „Das Bad als weiteres wesentliches Element für das Wohlbefinden des Gastes hat sich in unserem Entwurf von der Nasszelle zu einem Raum mit Ausblick entwickelt“, ergänzt Joehnk. So kann der Gast den beginnenden Tag durch ein großes Fenster erleben. Auf eine Wanne wurde verzichtet. Die transparente Duschlösung biete dem Gast mehr Platz und Raum.

Sanierung bei laufendem Betrieb: Im Marriott Hotel Rive Gauche in Paris ist die Tenbrink Objekteinrichtungen GmbH aktiv. Am Umbau dieses Hauses lassen sich die weltweite Vernetzung und die damit verbundenen Herausforderungen ablesen: Auftraggeber ist Marriott in den USA, das Innenarchitekturbüro Makenzee & Wheeler sitzt in London, die Materialien für deren Entwürfe werden unter anderem in Spanien, Italien, Frankreich und den Niederlanden eingekauft. Als Dienstleister übernimmt Tenbrink im Rahmen des 2,6-Mio.-Euro-Auftrags die Aufgabe, Designvorgaben in funktionale Lösungen umzusetzen.

Wie gut das gelingt, soll der geplante Glasaufzug zeigen, in dem frisch gemixte Cocktails von der Bar im Erdgeschoss hoch ins Restaurant im ersten Stock transportiert werden. „Optische Highlights sind außerdem die mit aufwendiger Lichttechnik ausgestattete Tresenanlage, an der sich verschiedene Stimmungen erzeugen lassen, sowie die im Boden eingelassene Glasplatte von zweieinhalb Metern Durchmesser. Sie erlaubt ungewöhnliche Blicke zwischen der Bar und dem Restaurant ein Stockwerk darüber“, beschreibt Winfried Tenbrink.

Erschienen in der Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung, Ausgabe 2007/26, Seite 16